BayernUp2Date 0056

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel. Erst recht, wenn das Hämmern Geld bringt. Für „was mit Blockchain“ gibt es derzeit jede Menge Geld. Die Blockchain ist in unserem Bild der Hammer. Und die Nägel? Das sind die Ideen, mit denen pfiffige Unternehmen Sponsoren- und Fördergelder abgreifen. Der digitale Impfpass zum Beispiel sollte mit der Blockchain gesichert werden, genauer: mit fünf Blockchains. Blockchain für einen Impfpass? Das sei so sinnvoll wie Käseschneiden mit der Kettensäge, meinte Tibor Jager, Professor für IT-Sicherheit an der Uni Wuppertal. Und Bitcoin, NFT, das Metaverse? Alles was mit Blockchain, stimmt. Ob das aber wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, fragt sich

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Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Rätselhafte Blockchain
+ Am Anfang war der Bitcoin
+ Digitale Affen
+ Leben in 3-D
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
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Rätselhafte Blockchain
Was ist das eigentlich, eine Blockchain? Trotz aller Erklärungsversuche vor allem ein Rätsel. Mit dem 40 Jahre alten Verschlüsselungsverfahren hatte ein Kölner Mathematiker schon 2004 Sportwetten abgesichert, was damals keinen interessierte. Als 2008 der Finanzmarkt zusammengebrochen war, erfand ein Unbekannter den Bitcoin und benutzte die Blockchain dafür. Ab da galt diese als Technologie der Zukunft, auch bei der Bundesregierung. Die Bundesdruckerei hat für ihre Schnapsidee, Zeugnisse auf einer Blockchain zu speichern, eben erst einen BigBrotherAward erhalten. Herzlichen Glückwunsch! Zwar ist vieles noch immer bloße Zukunftsmusik und es bleibt fraglich, ob sich die Technik mit dem Datenschutz verträgt. Doch man will ja nicht schon wieder einen digitalen Trend verpassen. Blockchain also für Lieferketten, in der Medizin, für die Urlaubswohnung oder für das Grundbuch. Möglich ist viel – und noch mehr überflüssig.

 
Am Anfang war der Bitcoin
Der Bitcoin sollte eine neue Finanzwelt schaffen: ohne eine zentrale Instanz, die das System an die Wand fahren könnte, offen für alle, fälschungssicher und anonym. Ganz so einfach wurde es dann doch nicht. Man kann darüber streiten, ob der Bitcoin in die monetäre Steinzeit zurückführt oder vielmehr sogar als Staatswährung taugt. Der Umwelt schadet das Bitcoinschürfen jedenfalls enorm, und ob das bei der Konkurrenz Ethereum besser wird, muss sich erst noch zeigen. Mit Bitcoins bezahlt man Waffen und Drogen, das Lösegeld beim Angriff mit Ransomware oder seinen Tesla. Wer damit spekuliert, wird vielleicht sogar heute noch reich. Er sollte jedoch nicht seinen letzten Cent investieren, denn wenn das Passwort weg ist, ist auch das Geld weg. Es gibt ja keine zentrale Instanz, die ihm helfen könnte. In Berlin konnte man seinen Kaffee vor Jahren mit Bitcoins bezahlen, doch das ist vorbei.
 
Digitale Affen
3,4 Millionen US-Dollar für einen Affen, der sich langweilt. Sind Affenbildchen die Zukunft der Popkultur? „Aktuell ist das Projekt eines von vielen, das mithilfe der Blockchain-Technologie versucht, kulturelle und technologische Bausteine neu zusammenzusetzen“, schreibt der Bayerische Rundfunk. Begonnen hatte der NFT-Hype vor gut einem Jahr, als jemand für das NFT einer Beeple-Collage fast 70 Millionen Dollar zahlte. Ein NFT ist ein digitales Zertifikat, mit dem man nachweist, dass einem ein Original gehört – im Zeitalter des hemmungslosen Gratiskopierens keine schlechte Sache. Digitalkunst lässt sich mit NFTs nun endlich zu Geld machen, Geldwäsche nicht ausgeschlossen. Sollten wir uns zur Altersvorsorge vielleicht ein Stück Mona Lisa kaufen? NFTs anbieten kann jeder. NFTs kaufen auch, mit einem Risiko: Bricht der Server zusammen, der es speichert, ist auch das teuerste NFT weg.
 
Leben in 3-D
Mark Zuckerberg hält das Metaverse für die Zukunft des Internets. Er ist nicht der Einzige. Weil die sozialen Medien bald nicht mehr genug abwerfen, wollen sie uns im Metaverse das Geld aus der Tasche ziehen. In der virtuellen 3-D-Welt vertritt uns ein Avatar, ein digitaler Doppelgänger. Vorläufig braucht man dazu eine VR-Brille. Die ist hässlich und unbequem, manch einem wird damit übel. In der Gamingszene scheint das Metaverse tatsächlich eine Chance zu haben. In der Arbeitswelt eher nicht, auch wenn Journalisten schon über Jobs im virtuellen Raum nachdenken. Ob es dort wohl virtuelle Arbeitslose gäbe? Auf jeden Fall braucht ein Metaverse Regeln, nicht zuletzt zum Schutz vor Übergriffen.
 
Echt jetzt?
Kunst aus dem Nichts? Das geht. John Cage hat vier Minuten Stille komponiert, Salvatore Garau eine nicht sichtbare Skulptur verkauft. Der Konzeptkünstler Max Haarich bietet auf einer NFT-Börse einen einzigen Pixel an, der noch dazu transparent ist. Er fragt sich, ob er damit das kleinste Kunstwerk der Welt geschaffen hat. Und wir fragen: Ist Kryptokunst wirklich mehr als heiße Luft?
 

Termine

  • Montag 30. Mai 2022, 16:30 Uhr, im Netz: „Digitale Transformation möglich machen – Erfahrung aus dem digitalisierten Estland“. TU München. Infos
  • Mittwoch 8. bis Freitag 10. Juni 2022, Berlin: „Any Way the Wind Blows – re:publica 22, das Festival für die digitale Gesellschaft“. Infos
  • Montag 13. bis Freitag 17. Juni 2022, Bielefeld: „Arbeiten 24/7 oder flexible Freizeit? Wie wir gute digitale Arbeit gestalten können“. Infos und Anmeldung
  • Montag 4. bis Freitag 8. Juli, Bielefeld: „Alle Macht den Algorithmen? Gewerkschaftspolitische Leitlinien für die digitale Transformation“. Infos und Anmeldung
  • Montag 4. bis Freitag 8. Juli, Bielefeld: „Der gläserne Mensch. Phantastische Freiheit oder smarte Sklaverei?“. Infos und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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