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Liebe Leserinnen und Leser, „Lass dich überwachen“ hieß die Sendung, mit der Jan Böhmermann 2019 einen Grimmepreis holte. Böhmermanns Team hatte die sozialen Medien durchkämmt und aus den Fundstücken eine Show gemacht. Verboten war das nicht. War schließlich alles öffentlich, freiwillig ins Netz gestellt. Vieles geben wir allerdings unfreiwillig preis, nicht selten ohne es zu ahnen. Gruselig, meint Ihre |
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Inhalt: |
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Vater Staat will es
wissen |
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Schnüffelnde Vorgesetzte So dreist wie im H&M-Callcenter Nürnberg geht es zum Glück nicht überall zu. Dort haben Führungskräfte jahrelang intimste Daten der Beschäftigten gesammelt. Durch ein Versehen kam das an die Öffentlichkeit. Den BigBrotherAward 2020 hat sich H&M jedenfalls redlich verdient. Amazon hat den BigBrotherAward schon 2015 erhalten, daraus aber nichts gelernt. Deshalb haben kürzlich 15 Gewerkschaften bei der EU-Kommission gegen Amazons Praktiken protestiert. Für Unternehmen, die ihre Belegschaft noch genauer beobachten wollen als bisher, hat Microsoft sein Office-365-Paket um einige Funktionen erweitert. Die helfen bestimmt auch bei der immer beliebteren Überwachung im Homeoffice. Der Chef kann sich mit dem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichtshofs herausreden: Es schreibt schließlich ausdrücklich vor, die tägliche Arbeitszeit zu messen. |
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Hört die
Cookies Internetplattformen sammeln jede Menge Daten, das ist kein Geheimnis. Auch dazu setzen sie Cookies. Manche sind nötig für die Technik, andere „verbessern das Benutzererlebnis“. Na ja. Mit Cookies sieht man zwar nicht irgendwelche Werbung, sondern personalisierte. Werbung ist es trotzdem. Die meisten Cookies sind nicht harmlos, und sie nützen nur den Plattformbetreibern (ab Minute 11). Neuerdings müssen Sie jedem Cookie, das eine Website setzen möchte, ausdrücklich zustimmen. Besser gesagt: Sie sollten es müssen. Das bieten aber längst noch nicht alle Websites an. Also klicken Sie halt doch wieder genervt das Banner weg, ohne auch nur zu ahnen, was mit Ihren Daten geschieht. Sehen kann man Cookies nicht. Aber hören. Die Audiokünstlerin Jasmine Guffon hat die App „Listening Back“ geschrieben, für Firefox und Google Chrome. Die lässt manche Website gehörig klingeln. |
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Wenn
Maschinen übernehmen Überwachungskameras ohne Passwort, ferngesteuerte Toiletten, Spielzeug als verbotene Sendeanlage – was Dr. Datenschutz 2018 bemängelte, ist seitdem nicht besser geworden. Die Süddeutsche schrieb kürzlich vom Internet der unsicheren Dinge, in dem schon eine einzige kleine Lücke reicht, alles lahmzulegen. Dabei müssen es ja nicht einmal Kriminelle sein, die von außen eindringen. Mit Alexa und Siri holen wir uns die Überwacherinnen selbst ins Haus. Sie hören mit, auch wenn sie nicht sollen. Am anderen Ende werten Menschen das Gehörte aus, weil sie die Geräte schulen müssen. Bedenklich sei unsere Bereitschaft, Maschinen die Macht zu überlassen, meint der Wissenschaftler Jathan Sadowski. Wenn der Kühlschrank weiß, wann ich esse und die Heizung, wann ich zu Hause bin, wenn ich nicht mehr in die Wohnung kann, weil sie automatisch verriegelt wird, falls die Miete nicht pünktlich auf dem Konto ist – dann haben Maschinen die Feudalherrschaft wiederhergestellt. |
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Echt jetzt? Selbstverständlich sind wir der Technik nicht hilflos ausgeliefert. Schon ein Stück Pappe und ein Filzstift genügen, um informationshungrige Sprachassistentinnen auszutricksen. Obwohl die ziemlich clever sind. |
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Verantwortlich: Hans Sterr, ver.di Bayern, Neumarkter Str. 22, 81673 München Tel. +49 89 59977 421, hans.sterr@verdi.de, https://bayern.verdi.de Redaktion: Ursula Walther, uwa-bayernup2date@web.de Für diesen Newsletter gilt die ver.di-Datenschutzerklärung. |