BayernUp2Date 0041

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

woher weiß Facebook, dass Sie den nervigen Müller aus der Buchhaltung kennen? Warum schlägt Linkedin Ihnen Gretchen Meier als Kontakt vor, nicht aber Horst Seehofer? Wie soziale Netzwerke wissen, wen wir kennen (könnten), hat ANNA beschrieben. Klar ist: Die meisten Daten stammen von uns, der Rest ist Berechnung. Selbst wer nicht in sozialen Medien unterwegs ist, kann dort auftauchen – auf dem Weg über anderer Leute Adressbuch. Dafür vergeben wir keine Likes.     

Ihre Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Die Zahlen
+ Gegen Hass und Lüge
+ Wenn etwas umsonst ist ...
+ Alles halb so schlimm
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
An- und abmelden, PDF, Impressum

   

Die Zahlen
Man kann sich den – gerne auch mal unsozial genannten – sozialen Medien natürlich verweigern. Keine gute Idee, meinte der Internetguru Sascha Lobo schon vor fast zehn Jahren, denn für die Politik seien sie „der direkte Weg zur Kommunikation mit den Bürgern“. Die Hälfte der Menschheit ist heute dort unterwegs, zeigt der Visualcapitalist. Facebook ist zwar immer noch vorn dran, aber eher bei den Älteren. Jüngere sind auf Instagram, die ganz Jungen auf TikTok, schreibt der Social-Media-Atlas 2020. Warum es nicht gegen Twitter spricht, dass nur fünf Prozent der Deutschen regelmäßig twittern, erklärte Jan Böhmermann der Süddeutschen Zeitung (Bezahlschranke, durch Probeabo zu umgehen): weil das genau die fünf Prozent seien, „die das Sagen haben oder es gerne hätten“. In Deutschland kommunizieren 83 Prozent der Bevölkerung übers Internet, vorwiegend per WhatsApp. Das schreibt die Bundesnetzagentur zu Over-the-Top-Diensten und Multihoming. Was das ist? Steht alles im Bericht

 
Gegen Hass und Lüge
Vor allem Facebook hat sich lange nicht um das gekümmert, was auf der Plattform abläuft. Wie es im Kampf gegen Hass auch jetzt noch versagt, zeigt das Projekt Hassmaschine. Eine Reihe von „Megastars der sozialen Medien“ haben Facebook und Instagram nun boykottiert, aktuell Kim Kardashian. Mit heftiger Kritik dürfte sie kaum gerechnet haben. In letzter Zeit haben sich die Social-Media-Plattformen allerdings durchaus bemüht. Seit die Coronaverschwörungen immer schlimmer werden, steuern sie gegen, meist nach eigenen Regeln. Dass sie dabei auch Beweise für Kriegsverbrechen vernichten, kritisiert Human Rights Watch. Strafbares müssen die Plattformen in Deutschland nicht nur löschen, sondern auch melden. Das verlangt ein neues Gesetz gegen Rechtsextremismus und Hasskriminalität im Internet, das in einigen Punkten womöglich gegen die Verfassung verstößt.
 
Wenn etwas umsonst ist …
Wenn etwas umsonst ist, bist du das Produkt. Soll heißen: Bei Facebook bezahlt man mit seinen Daten. Der Redakteur Christian Schiffer hält den Spruch für das „Arschgeweih eines jeden Internet-Kritikers“. Damit würde unterstellt, dass ein Facebook, für das man mit Geld statt mit Aufmerksamkeit bezahlt, ein besseres Facebook sei. Eher nicht, meint Schiffer. Der Satz müsse vielmehr lauten: „Ob etwas umsonst ist oder kostet, ist eigentlich wurst. Bezahlen muss nur einer – und das bist Du.“ Da fragt man sich, was kostenlose, aber verschlüsselte Messenger ihren Betreibern bringen, außer Milliardenausgaben. Die Ausgaben seien, vermutet der Journalist Markus Richter im Deutschlandfunk, wohl eine Option auf die Zukunft: Wer eines Tages wirklich noch ein neues Geschäftsmodell erfindet, hat die Kundschaft dann schon an der Angel. Bei WhatsApp bezahle man auf jeden Fall mit seinen Daten. Der ideale Messenger sei eine Mischung aus Threema und Signal. Sollte sich die EU-Kommission mit der Idee durchsetzen, dass die Verschlüsselung von Messengern geknackt werden darf, schreiben wir am besten doch wieder Briefe. Noch gilt das Postgeheimnis. 
 
Alles halb so schlimm
Auf Netflix läuft derzeit die Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Soziale Medien machen süchtig, heißt es da. Sie manipulieren und radikalisieren und seien überhaupt „die größte existenzielle Bedrohung der Menschheit“. Dieses Horrorgemälde gehe doch ein wenig an der Wirklichkeit vorbei, schreibt die Süddeutsche. Wie sich soziale Medien auf die seelische Gesundheit auswirken, wurde und wird zwar vielfach untersucht, denn Forschungsgeld gibt es für angesagte Themen stets reichlich. Von Depressionen durch Facebook kann aber vermutlich keine Rede sein, das zeigt eine neue Studie. Man verwechsle wohl wieder einmal Korrelation mit Kausalität. Sprich: Wenn etwas gleichzeitig passiert, ist das eine nicht notwendig die Ursache für das andere.
 
Echt jetzt?
Influencer müssen keine Menschen sein. Der Zwergspitz Jiffpom zum Beispiel hat bei Instagram über zehn Millionen Follower. Auch Katzen sind solche Petfluencer, sogar ein Igel. Die Tiere machen richtig Kohle. Man schätzt, dass ein einziger Post Jiffpom zwischen 45.000 Und 150.000 Dollar bringt. Ganz so viel verdient die Roboter-Influencerin Miquela zwar noch nicht, aber 2,7 Millionen Follower hat auch sie.  
 

Termine

  • täglich, bis Sonntag 4. Oktober 2020, Berlin und im Netz: „re:publica campus“. Infos
  • Freitag 25. September 2020, im Netz: „Digital Prevention – gegen Hass und Gewalt im Netz“. Infos
  • 28. und 29. September sowie 1. Oktober 2020, 17:30-19:00 Uhr, Nürnberg und im Livestream: „Woche der digitalen Barrierefreiheit“. Infos und Anmeldung
  • Dienstag 6. bis Donnerstag 8. Oktober 2020, im Netz: „Learning, Systems and the New Normal”, University:Future Festival 2020. Infos und Anmeldung
  • Samstag 10. bis Sonntag 25. Oktober 2020, europaweit: Codeweek. Infos

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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