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Liebe Leserinnen und Leser, Rotkäppchen war misstrauisch. „Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!“, rief es, fand Ohren, Mund und Hände der Großmutter genauso merkwürdig – und ließ sich trotzdem fressen. Mit Gesichtserkennungssoftware wäre die Geschichte anders ausgegangen, doch Rotkäppchen hatte ja nicht mal ein Smartphone. Heute lädt man ein Foto seines Gegenübers in die App und erfährt sofort Namen, Adresse, Alter und Beruf, womöglich die Kontodaten und die sexuelle Orientierung – was halt im Netz zu finden ist. Alles kein Problem mit der richtigen Software. Oder vielmehr: ein Riesenproblem, meint die Redaktion von BayernUp2Date |
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Vom Ende der
Privatsphäre |
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Gesichtserkennung in der EU Als die EU-Kommission ihr Weißbuch zur künstlichen Intelligenz verfasste, erwog sie kurz, Gesichtserkennung auszuschließen. Sie tat es nicht. Könnte ja der Wirtschaft schaden. Die Eingaben zum Weißbuch zeigen: Viele wollen diese Technik mindestens regulieren. Dabei nutzt auch die europäische Polizei Gesichtserkennung, zeigt AlgorithmWatch. Bei den G20-Protesten tat sie das so hemmungslos, dass der Hamburger Datenschutzbeauftragte protestierte. Vergebens. Vor drei Jahren testete das Bundesinnenministerium am Berliner Bahnhof Südkreuz, wie gut Videoüberwachung Gesichter in einer Menschenmenge erkennt – nach Ansicht des Ministeriums ein Erfolg, nach Ansicht von Fachleuten ein Flop. Immerhin hat Innenminister Seehofer seine Gesichtserkennungspläne vorläufig auf Eis gelegt. |
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Wenn die
Technik irrt Gesichtserkennungssoftware diskriminiert. Weiße Männer erkennt sie richtig. Schwarze müssen damit rechnen, versehentlich verhaftet zu werden. Eine dunkelhäutige Frau hat die Google-Bildersuche vor ein paar Jahren für einen Gorilla gehalten. Die Technik ist besser geworden und kann inzwischen sogar Leute mit Maske identifizieren. Unfehlbar wird sie trotzdem nie sein. Das liege an den Daten, mit denen sie trainiert wird, und an den Vorurteilen der Programmierer, meint die Süddeutsche. Warum die Software nicht allen Menschen gleichermaßen gerecht werden kann, erklärt Anna Biselli in der Vice. |
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Authentifizieren ja,
identifizieren nein Gesichtserkennung ist praktisch. Man entsperrt auf einen Blick das Handy, kommt ohne Ausweis durchs Werkstor und braucht am Flughafen nicht zu warten. In China dient sie zum Einkaufen und Bezahlen. Schönheitsoperationen können dabei allerdings zum Problem werden. Solange die Software Gesichter authentifiziert, also prüft, ob es sich um die bereits bekannte Person handelt, ist alles gut. Kritisch wird es, wenn sie unbekannte Menschen identifiziert, indem sie Fotos oder Videoaufnahmen mit einer Datenbank abgleicht. Da überlegt mancher zweimal, ob er noch zu einer Demo geht. Die Fotos landen ja garantiert im Netz, und wer weiß, was eine weniger demokratische Regierung später einmal damit macht. In den USA rüsten Demonstranten mittlerweile technisch auf und verpixeln Gesichter automatisch. Noch besser ist es, Fotos gar nicht erst hochzuladen. Vielleicht wird man künftig wenigstens weniger schief angesehen, wenn man nicht bei jeder Gelegenheit mit aufs Foto will. |
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Echt jetzt? Ob es was bringt, wenn Sie das Foto Ihres Goldfischs in einer Tierdatenbank hochladen? Hunde und Katzen sind jedenfalls schon drin. Mit Gesichtserkennungssoftware werden entlaufene Haustiere wiedergefunden, und Chinas Wildhüter überwachen ihre Pandas. Die indische Firma MoooFarm verhindert damit Kuh-Unfälle und -Versicherungsbetrug, und schottische Schweinezüchter sehen früher, ob die Tiere krank werden. |
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Verantwortlich: Hans Sterr, ver.di Bayern, Schwanthalerstraße 64, 80336 München Tel. +49 89 59977 2102, hans.sterr@verdi.de, http://bayern.verdi.de Redaktion: Ursula Walther, uwa-bayernup2date@web.de Für diesen Newsletter gilt die ver.di-Datenschutzerklärung. |