BayernUp2Date 0032

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

was ist Beamtenmikado? Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Ein Witz zum Gähnen, klar. Brand eins widerlegte ihn trotzdem. Das bayerische Finanzministerium hat Vorurteile gegenüber dem öffentlichen Dienst sogar in einer 31-seitigen Broschüre widerlegt. 2003 war das, und die Bayern kannten zwar E-Mail und ELSTER, nicht aber den Begriff Digitalisierung. Womit wir elegant beim heutigen Thema gelandet wären: Beamte und Digitalisierung.

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ In der Warteschlange
+ Das Attraktiver-öffentlicher-Dienst-Gesetz
+ Polizei, Feuerwehr und Prüfdienste
+ Schule und Technik
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
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In der Warteschlange
Bis Ende 2022 müssen Bund und Länder 575 Verwaltungsleistungen online anbieten, fordert das Onlinezugangsverbesserungsgesetz. Kaum möglich, meint das Heise-Magazin, denn Deutschland liege beim E-Government nur noch auf Platz 24. Klagelieder aus der Warteschlange wird es also noch länger geben. Was Digitalisierung der Verwaltung für das Personal bedeutet, steht im DGB-Personalreport 2019: ganz klar mehr Stress, zumal die Beschäftigten beim Umkrempeln ihres Arbeitsplatzes kaum gefragt werden (S. 35/36). Auch beim digitalen Vorreiter Dänemark ist nicht alles besser (S. 18), und nicht nur in Hamburg „stottert der Motor“ der digitalen Verwaltung, sobald neue Hard- oder Software kommt (S. 22/23).

 
Das Attraktiver-öffentlicher-Dienst-Gesetz
Beamte stellen etwa 40 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Sie profitieren künftig von dem, was auf Behördisch Besoldungsstrukturenmodernisierungsgesetz heißt, bei der SPD „Attraktiver-öffentlicher-Dienst-Gesetz“. Hinter der Gesetzesänderung steckt die zutreffende Erkenntnis, dass man die IT-Spezialisten dieser Welt nicht zuletzt besser bezahlen muss, will man ihnen den öffentlichen Dienst schmackhaft machen. Auch Beamtentätigkeit ist angesichts digitaler Arbeitsformen nicht mehr strikt an Zeit und Ort gebunden. Wie sich unter diesen Umständen das Vertrauensverhältnis zum Dienstherrn entwickelt, wird sich zeigen. Damit öffentlich Angestellte nicht leer ausgehen, erhalten sie bald einen Tarifvertrag zur Digitalisierung. Mehr dazu bei t3n.
 

Polizei, Feuerwehr und Prüfdienste
Bei Polizei und Feuerwehr, Arbeitsschutz und Zoll erleichtert Technik die Arbeit. Theoretisch. Praktisch eher nicht. Noch immer tippen Betriebskontrolleure ihre handschriftlichen Notizen später im Büro ab (DGB-Personalreport 2019, S. 12), weil ihnen die technische Ausrüstung für unterwegs fehlt. Die Schwarzarbeitskontrolleurin kann den Aufenthaltsstatus des Gaststättenpersonals trotz Internetzugang nicht prüfen, weil die IT-Abteilung den Außendienst nicht über ein Softwareupdate informiert hat (DGB-Beamt*innenmagazin, S. 5/6). Für die digitale Schutzausrüstung der Feuerwehr gibt es tolle Produkte, nur leider nicht am Markt. Der Bund deutscher Kriminalbeamter schließlich goss im Januar 2019 reichlich Wasser in den Wein des digitalen Optimismus: Digitalisierung sei „existenziell“ für die innere Sicherheit, störe die Polizei jedoch bei der Arbeit.

 
Schule und Technik
Auch für Schulen ist digitale Technik eine Herausforderung, schreibt die Süddeutsche. Wenn Lehrkräfte keine Technikspezialisten sind, landet das ruckelnde Whiteboard irgendwann in der Ecke. So gesehen ist die miserable technische Ausstattung deutscher Schulen beinahe tröstlich: Was nicht da ist, geht nicht kaputt. Dass nur 3,2 Prozent der Lehrkräfte einen Rechner gestellt bekommen, hindert sie jedoch nicht am Stress durch digitale Medien. Der erreiche sie dann eben über die private E-Mail-Adresse, schreibt die GEW. Im Main-Kinzig-Kreis hat man das längst abgestellt: mit einer Dienstvereinbarung zur E-Mail-Kommunikation, für die es 2015 den Personalrätepreis in Bronze gab.
Echt jetzt?
Österreich ist uns nicht nur bei der Rente voraus, sondern auch bei der Zukunft der Arbeit. Ein Pilotprojekt, bei dem von der Bezirkshauptmannschaft in Gänserndorf bis zum Meldeamt in Bludenz Beamte durch Steine ersetzt wurden, ergab: Bei gleichbleibender Produktivität hob sich die Stimmung in den Büros. Um die 70 Prozent der Beamten würden deshalb wohl ihren Job verlieren. Man erwäge, sie dann im Wald einzusetzen, schreibt die Tagespresse.
 

Termine

  • Donnerstag 21. November 2019, 18:30–20:30 Uhr, München: „Wettlauf um KI – Entwicklungen und Perspektiven in Deutschland und China“. Programm mit Link zur Anmeldung
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Magdeburg: „KI & Gender – Wie gerecht ist eine KI der Zukunft?“ Convention KI & Wir. Infos und Programm
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Bremen: Konferenz „Künstliche Intelligenz als Wunderland“, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung. Infos und Programm
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Tutzing: „Smart World – Smart Culture? Programm und Anmeldung
  • Montag 25. November 2019, 9:30–18 Uhr, München: „Erklärbarkeit, Regulierbarkeit und Interpretierbarkeit von KI“. Programm mit Link zur Anmeldung (bis 21.11.)
  • Donnerstag 29. November 2019, 18 Uhr, Bonn: „Datenethik by design – Algorithmenregulierung und Innovationsfreiheit“. Infos
  • Donnerstag 5. Dezember 2019, 18 Uhr, Bonn: „Interdisziplinäre Informatik: Warum wir eine neue Theorie und Ethik der Information brauchen“. Infos
  • Donnerstag 12. Dezember 2019, 18 Uhr, Bonn: „Neufassung des Menschen? – Über digitale Identitäten und Freundschaftsalgorithmen“. Infos

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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