BayernUp2Date 0031

 

 

Liebe Leserinnen und Leser,

die Kölner Heinzelmännchen arbeiteten, während der Hausherr auf der faulen Haut lag. Ältere werden sich erinnern, das Gedicht stand im Lesebuch. Und heute? Heute ist das Heinzelmännchen ein Roboter und übernimmt im besten Fall lästige Aufgaben, im schlechtesten den Arbeitsplatz. Zunächst betraf das nur die Industrie und nannte sich Automatisierung. Heute sind Roboter sogar intelligent. Nun heißt es Digitalisierung und betrifft alle, von der Akademikerin bis zum Hilfsarbeiter.

Ihre
Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Kollege Fachidiot
+ Man lernt nicht aus
+ Stress 4.0
+ Die Helferlein
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
An- und abmelden, PDF, Impressum

   

Kollege Fachidiot
Glaubt man dem Job-Futuromaten, dürfen Perückenmacher*innen unbesorgt sein: Kein Roboter macht ihnen den Job streitig. Metallschleifer*innen sollten aber besser umsatteln. Weltweit seien einfache Industriearbeitsplätze besonders gefährdet, heißt es im Atlas der Arbeit (S. 49), und in Industrieländern könnten zehn Prozent der Arbeitsplätze wegfallen (S. 37). Eine Studie der Weltbank hält den Verlust von Arbeitsplätzen in der Industrie für ein im Wesentlichen angelsächsisches Problem, berichtet die Neue Zürcher Zeitung, und der Soziologe Martin Krzywdzinski sieht mindestens die Autoindustrie nicht in Gefahr. Technologie ersetze den Menschen noch lange nicht, meint auch die Süddeutsche. Für Komplexes oder Unerwartetes brauche man ihn. Roboter machten ja nur, was sie mal gelernt haben. Fachidioten halt. 

 
Man lernt nicht aus
Arbeit ist heute körperlich weniger anstrengend, dafür technisch anspruchsvoller. Lagerarbeiter und Reinigungskräfte füllen nicht nur Regale und putzen. Sie müssen auch Displays bedienen. Schwierig, wenn man kaum lesen und schreiben kann. Das betrifft besonders viele Arbeiter*innen, zeigt die LEO-Studie 2018 (S. 21). Auch der Umgang mit digitaler Technologie will gelernt sein. Schulen und Berufsschulen fehlt es nicht nur an qualifiziertem Lehrpersonal, sondern oft schon an der technischen Ausstattung (siehe MINT-Nachwuchsbarometer 2017 und DGB-Ausbildungsreport 2019). Also ist viel Eigeninitiative gefragt. Wenigstens gibt es immer mehr betriebliche Weiterbildung, erklärt der einschlägige Trendbericht 2019.   
 

Stress 4.0
Im Jahr 2016 arbeiteten nur 18 Prozent der Beschäftigten nie digital. Wie das in den einzelnen Branchen aussieht und wie es sich anfühlt, steht im Atlas der Arbeit (S. 34/35). Digitalisierung macht Stress, folgert Betriebsräteberater Marcus Schwarzbach. Dieser „Stress 4.0“ entstehe vor allem durch ständige Erreichbarkeit, zitiert er eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, am schlimmsten sei das für Jüngere. Was tun? Die 25-Stunden-Woche einführen wie ein Unternehmer in Bielefeld? „Um die Digitalisierung im Sinne der Beschäftigten zu gestalten, müssen sich auch die Gewerkschaften mehr trauen …“ schließt Schwarzbach.

 
Die Helferlein
Assistenzroboter gibt es mittlerweile jede Menge. Nicht nur die Datenbrille für gehörlose Lagerarbeiter*innen. Selbst das Smartphone ist ein Assistenzsystem, sobald es für die Arbeit verwendet wird. Assistenzsysteme, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium, „unterstützen Mitarbeiter bei ihren Handlungen“. Ein Forschungsbericht des Bundesarbeitsministeriums schilderte Anfang 2018, wie hilfreich Assistenzsysteme im Betrieb sein können. Kritischer sieht es Marcus Schwarzbach. „Neue Technik kann Arbeitern zur Vorbereitung, Ausführung und Entscheidungsunterstützung der Arbeit dienen – sie kann aber auch vorgegebene Arbeitsweisen aufzwingen“, schreibt er. Und sie kann überwachen, wie der Handscanner bei Amazon.
Echt jetzt?
Möchten Sie in einem Käfig arbeiten, damit Kollege Roboter Ihnen nichts tut? Oder wollten Sie schon immer mal von einem Armband überwacht werden, gegen das der Handscanner ein Waisenknabe ist? Amazon hat einige Erfindungen patentieren lassen, die uns ins Grübeln bringen. Wie menschenfreundlich ist da der Frühstücksroboter von Simone Giertz!
 

Termine

  • Dienstag 29. und Mittwoch 30. Oktober 2019, Berlin: „Digitaler Kapitalismus“. Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung. Infos
  • Montag 4. bis Freitag 8. November 2019, Kochel: „Digitalisierung der Demokratie: Smarte Diktatur oder digitaler Neuanfang?" Seminar der Vollmar-Akademie in Zusammenarbeit mit Mehr Demokratie. Infos
  • Mittwoch 6. November 2019, 12:00–17:30 Uhr, Mainz: BMBF-Roadshow, „Digitale Medien im Ausbildungsalltag". Infos und Anmeldung mit Programm
  • Mittwoch 6. November 2019, 19–21 Uhr, München: „Hey, Siri! Ok, Google! Wie Maschinen lernen, Sprache zu verstehen“, eine Veranstaltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Infos
  • Freitag 8. bis Sonntag 10. November 2019, Tutzing: „Metalle – Voraussetzung der digitalen Transformation“. Programm und Anmeldung
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Magdeburg: „KI & Gender – Wie gerecht ist eine KI der Zukunft?“ Convention KI & Wir. Infos und Programm
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Bremen: Konferenz „Künstliche Intelligenz als Wunderland“, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung. Infos und Programm
  • Freitag 22. bis Sonntag 24. November 2019, Tutzing: „Smart World – Smart Culture? Programm und Anmeldung

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

An- und abmelden
Hier können Sie sich zu BayernUp2Date, unserem Digital-Newsletter, anmelden oder abmelden.

   

BayernUp2Date als PDF
Im Archiv finden Sie unseren Newsletter in druckfähigem Layout (PDF) und als HTML-Newsletter.

   

Impressum

 
Verantwortlich:
Hans Sterr, ver.di Bayern, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Tel. +49 89 59977 2102, hans.sterr@verdi.de, http://bayern.verdi.de
Redaktion:
Ursula Walther, uwa-bayernup2date@web.de


Für diesen Newsletter gilt die ver.di-Datenschutzerklärung.