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Liebe Leserinnen und Leser,

wenn der Name der Frau im Elsterformular vorne steht, stürzt das System ab. Weil es nicht damit klar kommt, dass nicht der Mann die Steuererklärung macht. Wie viel Gleichberechtigung darf man in einem Land erwarten, in dem sich sogar die Software des Finanzamts sexistisch verhält? Auch sonst ist Digitalisierung nicht der Lichtblick für Frauen, den wir in unserem Frauennewsletter von 2017 zu erkennen glaubten. Wo es noch klemmt, beleuchtet heute

die Redaktion von BayernUp2Date

 

Inhalt:
+ Der digitale Traum
+ Gender 4.0
+ Sexistische Software
+ Frauen in der IT
+ Echt jetzt?
+ Termine
+
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Der digitale Traum
„Frauen können die Gewinnerinnen des digitalen Wandels werden“, sagte die damalige Arbeitsministerin Andrea Nahles im Jahr 2015. Telearbeit ermögliche Kind plus Karriere, und Roboter unterstützten Frauen bei körperlich anstrengenden Aufgaben. Dass in der neuen Arbeitswelt Kommunikation und Empathie wichtiger seien als Aggressivität und Egoismus, biete Frauen zusätzliche Chancen, seien ihnen solche Soft Skills doch quasi einprogrammiert. Ganz so rosig ist die Zukunft nicht, schreibt dagegen das Netzpilotenmagazin, und die Süddeutsche gibt zu bedenken, dass zu viel Homeoffice die Karriere gefährdet. Einige Autorinnen der Broschüre „Frauen in der digitalen Arbeitswelt von morgen“ aus dem Jahr 2016 warfen im Januar 2019 einen erneuten Blick auf Frauen in der digitalen Transformation und stellten fest: Es ist schlechter geworden. Nachzuhören im Livestream, der noch im Netz steht (Diskussion ab 1 Std. 50 Min.).

 

Gender 4.0
Damit Frauen in der digitalen Transformation nicht untergehen, komme es zunächst darauf an, „die Geschlechterperspektive in die Digitalisierungsdebatte einzuschreiben“, heißt es in der Einleitung zum Arbeitspapier „Genderaspekte der Digitalisierung der Arbeitswelt“, das die Hans-Böckler-Stiftung zum Frauentag 2018 neu aufgelegt hat. Ob „Arbeiten 4.0“ auch „Gender 4.0“ bedeute, lasse sich nicht eindeutig beantworten. Wenn der digitale Wandel als sozialer Prozess gestaltet werde, könne das zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern führen. Jede Polarisierung jedoch werde die Ungleichheit verfestigen. 

 

Sexistische Software
Nicht nur die elektronische Steuererklärung benachteiligt Frauen. Künstliche Intelligenz kann das noch viel besser. Das bekam Amazon zu spüren. Das Unternehmen hatte 2014 damit begonnen, Bewerbungen von einem Algorithmus prüfen zu lassen, der die Leute dann auch einstellte. Oder nicht, wenn sie weiblich waren. Weibliche Bewerber benachteiligte der Algorithmus nämlich systematisch und war durch nichts davon abzubringen. Amazon musste das Projekt schließlich einstellen. Das Problem ist dabei nicht die Programmierung. Das Problem sind die Daten, an denen künstliche Intelligenz lernt. Wenn eine KI immer nur Bewerbungsprofile von weißen Männern gelesen hat, kommt eine dunkelhäutige Frau gar nicht erst in die engere Wahl. Die Lösung seien aber nicht mehr Frauen in der KI, auch wenn das aus anderen Gründen zu wünschen wäre. Die Lösung seien weniger einseitige Datensätze, sagt die KI-Expertin Manuela Lenzen.

 
Frauen in der IT
Ob Ada Lovelace das Programmieren erfunden hat, ist umstritten. Nicht umstritten ist, dass es bis weit in die 1980er Jahre ein Frauenberuf war, eine Arbeit für mickrig bezahlte Bürokräfte. In den 1990ern übernahmen die Männer. Seitdem gilt Softwareentwicklung als anspruchsvoll und wird gut bezahlt. Programmierende Frauen sind nun wieder etwas Besonderes. Die Code Girls aus Leipzig kümmern sich um digitale Bildung, Aya Jaff berät Unternehmen, die Rails Girls in Berlin bieten Frauen kostenlose Programmierworkshops an. Doch der „technische Gender Gap“ bleibt. Viel zu wenige Frauen arbeiten in der IT. Beim Gehalt ist die Lücke besonders groß. In IT-Berufen verdienen Frauen 25 Prozent weniger als Männer. Anders gesagt: Männer verdienen dort ein Drittel mehr. 
 
Echt jetzt?
Bietet die Digitalisierung nach so viel Enttäuschung denn gar nichts Positives für Frauen? Doch: eine intelligente Haarbürste. Nicht diese. Das wäre Schleichwerbung, die wir uns verkneifen, weil uns keiner dafür bezahlt. Außerdem sorgt eine wirklich intelligente Haarbürste nicht nur für den richtigen Druck beim Bürsten. Sie kämpft für den Weltfrieden und erfüllt zugleich die geheimsten Wünsche der Frau, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet.

Termine

  • Samstag 6. April 2019, 8:45–16:30 Uhr, Augsburg: „Barcamp Digitalisierung“. Infos und Tickets
  • Montag 8. und Dienstag 9. April 2019, Paderborn: „Service Systems Innovation“, Dienstleistungstagung 2019. Infos
  • Donnerstag 25. und Freitag 26. April 2019, Passau: „Digitale Bildung. Digitale Haltung“. 14. Internationales For..Net Symposium der Uni Passau. Programm und Anmeldung
  • Montag 6. bis Mittwoch 8. Mai 2019, Berlin: „re:publica“, größte Digitalkonferenz Europas mit rund 50 Prozent Referentinnen im Jahr 2018. Viele Vorträge werden im Livestream übertragen. Mehr Infos
  • Donnerstag 16. und Freitag 17. Mai 2019, Dortmund: „ver.di-IT-Netzwerkkonferenz 2019“. Infos
  • Dienstag 21. und Mittwoch 22. Mai 2019, Berlin: ver.di-Digitalisierungskongress, Thema: Künstliche Intelligenz. Infos

Ihre Hinweise auf Veranstaltungen zur Digitalisierung greifen wir gerne auf. Bitte per E-Mail an die Redaktion.
 

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